Prof. Dr. Winfried Münch †

geb. 29.11.1935 – gest. 22.02.2017

Winfried Münch hat TOPS im Jahr 1989 mit gegründet und besonders das Herzstück des Weiterbildungsangebots von TOPS – die Supervisionsausbildung - entscheidend konzeptionell, fachlich und als Mensch mitgestaltet und geprägt. Er teilte mit den im Laufe der Jahre hinzukommenden KollegInnen freizügig sein immenses Fachwissen und verband dies mit seinem beeindruckend tiefen Vertrauen auf Verstehen und Verständigung in Beratungsprozessen. Für uns als KollegInnen bot er einen schier unerschöpflichen Fundus fachlicher und menschlicher Qualität dar. Seine zahlreichen Veröffentlichungen vertieften den qualifizierten Diskurs über Supervision und Verstehen in der Beratung.

Für alle Teilnehmenden war seine Arbeit im Kurs und in der Theorie eine reichhaltige Quelle der Erkenntnis – durchaus auch in Bezug auf die Wahrnehmung bisher vermiedener blinder Flecken.

Denn Winfried konnte in einer Weise wohlwollend und klärend doch klar konfrontieren, dass auch das bisher Ungesagte und ängstlich Verschwiegene durch Teilnehmende als Selbsterkenntnis zugelassen werden konnte und dem Schlimmen und Schwierigen den Schrecken nahm.

Thomas Vogl, unser junger Kollege bei TOPS, der ihn als Ausbildungsleiter und lange als Supervisor kannte und schätzte, schreibt:

"Prof. Winfried Münch … nahm sich die Freiheit, zu sagen, was er denkt, ohne falsche Rücksicht zu nehmen. Und er hatte die Größe, sich zu entschuldigen, wenn er jemandem zu nahe getreten war. Was für ein angenehmer Mensch. Viele tragen heute sein Bild in der Seele: Ein Lehrer mit quietschbunten Socken, den Zigarillo in der Hand, Freud im Herzen und Heidegger im Kopf – immer wieder hat er uns mit verblüffenden Einsichten beeindruckt."

Teilnehmende sind es sehr viele gewesen: Zu den seit fast 30 Jahren laufenden Kurse für Supervision und Coaching bei TOPS selbst kamen auch die Kurse im Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl, die Winfried federführend leitete.

Beim Übergang von TOPS zu TOPS München Berlin, der Fusion zweier bisher getrennter gruppendynamisch ausgerichteter Institute, verbunden mit der Aufnahme neuer Mitglieder, spielte er eine wichtige Rolle. Er brachte seine umfassende Kompetenz in die Weiterentwicklung des Ausbildungskonzeptes zur heutigen zweistufigen Form ein und vertrat dies auch gegenüber Kritikern unter den KollegInnen. Obwohl die Kurse sich mit den Jahren weiter füllten, gab es Spannungen innerhalb der neuen Vereins-Gruppe von ca. zehn Mitgliedern. Gerade die neuen Vereinsmitglieder erlebten Winfried als wohlwollend unterstützend und klärend: Bescheiden und zurückhaltend im Auftreten und gleichzeitig intensiv präsent war er ein Fels in der Brandung, dem es gelang, auch in sehr angespannten Situationen den Menschen und das Gegenüber im Blick zu behalten. Mit seinen behutsamen und präzisen Hinweisen auf die nicht sichtbaren Themen ermöglichte er entscheidende  Perspektivwechsel und öffnete den Raum, doch wieder aufeinander zuzugehen. Es war das Gefühl, trotz allem jederzeit akzeptiert zu sein.

Treu und absolut zuverlässig, reiste er viele Jahre den weiten Weg nach München, nicht selten wurde er durch einen oder mehrere Staus auf der Autobahn gebremst. Aber: "Winfried kommt", auf ihn konnte man sich verlassen.

Im letzten Jahr war er erstmals nicht mehr zu unserer Mitgliedsversammlung gekommen, weil seine angeschlagene Gesundheit dies nicht mehr zuließ. Der Abschied aus der aktiven Kursarbeit fiel ihm sehr schwer, sie war ein entscheidender Teil seines Lebens.

Wir bedauern zutiefst, ihn viel zu früh nach dem Ausscheiden aus der aktiven Arbeit verloren zu haben! Gerne hätten wir ihn bei der ein oder anderen Gelegenheit für einen Vortrag, einen Meinungsaustausch, als kompetenter Feedbackgeber und Freund getroffen.

Susanne Holzbauer und Karl Schattenhofer

Vorstand TOPS München - Berlin e.V.